Heute an morgen denken…

... und Verantwortung übernehmen

Umweltschutz und Ressourcenknappheit sind die dominierenden Themen des Alltags – beruflich wie privat. Das zeigt nicht nur der vorangegangene Artikel „Rohstoff Kunststoff“. Wer die Themen ganzheitlich betrachtet, merkt schnell: Es tut sich etwas, aber das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft. Dabei sind es nicht nur das große Ganze, sondern auch die einzelnen Bausteine, die das System „Stoffkreislauf“ nach vorne bringen.

Als Entsorgungsunternehmen hat Lobbe dabei eine ganz besondere Aufgabe: Verantwortung übernehmen. Und zwar für die beteiligten Menschen wie auch für die Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft. Das heißt, den Status Quo zu hinterfragen und Veränderungen aktiv anzustoßen. Die Erfahrung ist dabei das eine, der Blick nach vorne das andere. Seit mehr als 66 Jahren ist Lobbe in der Branche tätig und hat sich in dieser Zeit zu einem wichtigen Bestandteil der bundesdeutschen Ressourcenwirtschaft entwickelt. Aber der Fortschritt ist nicht abgeschlossen. Der Ausbau der eigenen Wertschöpfungskette und die Vollendung der Produktkreisläufe steuern die Aktivitäten. Das zeigt auch ein Blick auf die Umsetzung der Abfallhierarchie, vor allem im Hinblick auf die Vermeidung von Abfällen und die Verwertung. Denn hier kann ein Entsorgungsunternehmen Unterstützung leisten.

Aufklärung und Abfallvermeidung

Am besten ist natürlich der Müll, der gar nicht erst anfällt. Aber passt das zu einem Entsorger? Und wie! Denn für einen Umweltdienstleister steht der Ressourcenschutz an oberster Stelle. Dies gelingt am besten mit der Vermeidung von Überschüssen, also vermeidbaren Abfällen. Ein zentraler Baustein ist in diesem Zusammenhang die Aufklärung der Verbraucher. Diese beginnt bei der spielerischen Umwelterziehung in Schulen und verläuft weiter in offenen Dialogen mit Kommunen und ihren Bürgern. Der Verbraucher soll mit dem Thema Abfall kein Buch mit sieben Siegeln verbinden. Es soll ein spannendes Thema sein, das Spaß und Sinn macht. Dazu gehört auch der richtige Umgang mit den Abfällen, die nicht vermeidbar sind. Denn eine Gesellschaft ohne Abfall ist heute nicht vorstellbar. Allein im Jahr 2017 fielen durchschnittlich 462 Kilogramm Haushaltsabfälle pro Kopf in Deutschland an. Aber Abfall ist nicht gleich Abfall. Viele der Materialien können stofflich verwertet werden. Umso dramatischer ist es, dass laut einer Forsa-Umfrage knapp 40 Prozent aller Befragten von einer reinen Müllverbrennung ausgehen. „Am Ende wird ja eh alles zusammengeworfen“, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Solchen Vorurteilen entgegenzuwirken ist Teil der Aufklärungsarbeit. Denn eine Vorbereitung auf die bestmögliche Verwertung beginnt zu Hause mit der korrekten Trennung. Dass hier noch Luft nach oben ist, zeigt sich am Beispiel der Leichtverpackungen aus der gelben Tonne bzw. dem gelben Sack. Der erfasste Sortierresteanteil liegt im Bundesdurchschnitt bei 30 bis 40 Masseprozent vom Input. Das geht deutlich besser!

Nicht weniger wichtig ist die Arbeit mit den sogenannten Inverkehrbringern derartiger Verpackungen. Denn an dieser Stelle beginnt der Produktkreislauf. Entsprechend groß sind die Anforderungen an das Verpackungsdesign. Ungünstig gestaltete Verpackungen sind stofflich nicht verwertbar. So sind Umhüllungen aus unterschiedlichen Materialschichten oder mit einem hohen Rußanteil zur Schwarzfärbung problematisch. Nicht alle Verpackungshersteller sind sich der Probleme für das spätere Recycling bewusst. Mit dem Inkrafttreten des Verpackungsgesetzes gelten ab 2019 jedoch verschärfte Anforderungen, unter anderem an die Recyclingfähigkeit. Gut, wenn dann jemand den Herstellern zur Seite steht, der sich mit der Materie auskennt. Am besten jemand mit Praxiserfahrung. Lobbe ist so jemand. Eine logische Konsequenz aus der Verantwortung heraus ist deshalb auch die kürzlich angekündigte Beteiligung: Lobbe wird Mitgesellschafter des Dualen Systems Zentek. Die Zentek gibt es seit 2007 und begleitet als Verbund mittelständischer Entsorgungsunternehmen seitdem Verpackungsinverkehrbringer intensiv von der Lizenzierung bis zur Verwertung der Verpackungen. Dazu gehört auch der Dialog und Erfahrungsaustausch aller Beteiligten – auch, was ökologische und ökonomische Zielsetzungen anbetrifft. Nicht alle Materialien, die sich für das Recycling eignen, werden der erforderlichen Haltbarkeit des Produktes gerecht oder können hinsichtlich der Materialkosten mithalten. In solchen Fällen braucht es jemanden, der den Überblick über die Optionen behält, die das Wirtschaftliche mit dem Ökologischen verbinden. Denn das schließt sich recht häufig eben nicht gegenseitig aus!

Mit der MEILO ging 2018 die zweite hochmoderne Sortieranlage an den Start.

Sortierung
Sind die Verpackungen erst einmal im Umlauf, landen sie früher oder später im Müll. Die Beispiele der beiden Lobbe-Sortieranlagen zeigen, was dann möglich ist. Insgesamt werden an den zwei Standorten Iserlohn und Gernsheim 215.000 Tonnen Verpackungsabfall aus der gelben Tonne oder dem gelben Sack für die Verwertung aufbereitet. Beide Anlagen sind hochmodern ausgestattet. Die Sortieranlage in Iserlohn hat vorgemacht, was getan werden kann: Dort werden 50 Masseprozent vom Input im Nachgang einer stofflichen Verwertung zugeführt. Das ist weit mehr als der Bundesdurchschnitt. In Gernsheim konnten in einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit dem Entsorgungsunternehmen Meinhardt Städtereinigung (MEILO) weitere Sortierkapazitäten für den Raum Hessen, Nordbayern sowie Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz geschaffen werden. Neben den klassischen Sortierfraktionen wird in dieser Anlage eine neue Sortier-/Produktfraktion aussortiert: kleinformatige PP- und PE-Folien, kurz MPO-Flex (flexible Mischpolyolefine).
Beide Materialien wurden bislang überwiegend energetisch verwertet. Mit der Einführung der neuen Sortierfraktion wird das geändert. Das ist aktiver Umweltschutz! Denn durch die Erweiterung der Sortierbreite werden jährlich bis zu 8.500 Tonnen CO2 eingespart. Aktivitäten, die auch außerhalb der Branche Anerkennung finden. Vom Bundesumweltministerium wurde die MEILO mit Fördermitteln unterstützt. Das ist allerdings kein Grund, um sich auszuruhen. Deshalb arbeitet man schon heute an neuen Projekten: Aktuell wird die Vorbereitung für die stoffliche Verwertung von PET-Schalen avisiert und an der Sortiermöglichkeit von schwarzen Kunststoffen gearbeitet.
Verwertung
Das Beispiel der PET-Schale zeigt, dass unterschiedliche, eng miteinander verbundene Kunststoffarten nicht so einfach, wie sortenrein getrennte Kunststoffarten, eingeschmolzen und wiederverwendet werden. Das gilt auch für Folien. Das Material aus Polyethylen ist häufig mit Etiketten oder Lebensmitteln verunreinigt und kann nicht ohne weiteres aufbereitet werden. Einige wenige Spezialunternehmen sind dennoch in der Lage, dieses Problem technisch zu lösen. Eines dieser Unternehmen ist die Folienveredelung Hamburg (FVH) mit Sitz in Schwerin – ein Beteiligungsunternehmen der Lobbe Entsorgung West GmbH & Co KG. Die FVH gilt als Spezialist für das Recycling von verschmutzten und vermischten Kunststofffolien sowie Mischkunststoffen – also allen Kunststoffen, die sonst nicht zugeordnet werden können. Zunächst werden die Folien in mehreren Schritten gereinigt: Es erfolgt eine präzise dosierbare Reibung und damit ein Verfahren, das bereits in der Holz-, Papier- und Metallverarbeitung eingesetzt wird. In Kombination mit einer hochturbulenten Wasserströmung werden die Kunststoffabfälle von anhaftenden organischen Schmutzbestandteilen und Klebestoffen befreit. Chemikalien wie Natronlauge, die im herkömmlichen Recycling verwendet werden, benötigt man hier nicht. Das Reinigungsverfahren löst zudem Stoffe, die selbst Natronlauge nicht ablösen kann.

Michael Wieczorek bei seinem Vortrag in Berlin.

Der Anteil der Verunreinigungen beträgt nach dem Verfahren weniger als 10 ppm (parts per million). Das aufgereinigte Polyethylen-Material wird anschließend umgeschmolzen, die erhitzten Polymere werden filtriert, um auch letzte Fremdkörper zu entfernen. In einem Extruder, einer Presse mit einem Schneckengewinde, wird der halbflüssige Kunststoff zu dem linsenförmigen Granulat verarbeitet, das als Rohstoff für zahlreiche Massenprodukte verwendet wird: Müllsäcke, Trittschalldämmung für Fußbodenbeläge, Kunststoffplatten für Werbeträger, Kantenschutzecken für die Verpackung von Maschinenteilen sind nur einige der zahlreichen Verwendungsmöglichkeiten.
Kritisches Hinterfragen
Die Kreislaufwirtschaft hat in den vergangenen Jahren große Schritte nach vorne gemacht. Neue Verfahren ermöglichen die Erhöhung der stofflichen Verwertung. Allerdings funktioniert das ganze System nur im Gesamtzusammenhang. Verantwortung zu übernehmen heißt demnach auch, kritisch zu Hinterfragen, offene Diskussionen anzustoßen und über das Soll hinauszugehen. Diese Gelegenheit bot sich zum Beispiel am 6. Dezember 2018 in Berlin. Unter der Schirmherrschaft des BMU trafen Vertreter aus Politik und Wirtschaft auf der Konferenz „Recyclingfähigkeit und Sekundärrohstoffeinsatz bei Verpackungen“ zusammen.

Zentrales Thema war das Verpackungsgesetz, das seit dem 1. Januar 2019 gültig ist. Michael Wieczorek, Geschäftsführer der Lobbe Entsorgung West GmbH & Co KG, vertritt da eine klare Meinung: „Mit dem Verpackungsgesetz geht es in die richtige Richtung. Hersteller brauchen einen Anreiz, wenn sie recyclingfähige Verpackungen verwenden. Das geht über die Gestaltung der Lizenzentgelte. Aber auch der Verbraucher muss mitmachen – und das mithilfe der Dualen Systeme. Eine Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit ist zwingend notwendig! Wir müssen langfristig dafür sorgen, dass die Fehlwurfraten deutlich gesenkt werden. Sicher, wir als Entsorger müssen uns auch an die eigene Nase fassen. Wir müssen den Stand der Technik nicht nur halten, sondern kontinuierlich weiterentwickeln, damit auch schwierige Fraktionen besser verwertet werden können.“ So bleibt festzuhalten: Es bleibt spannend in der Kreislaufwirtschaft. Die Richtung aber ist festgelegt. Jetzt liegt es an den Beteiligten, wie schnell das Potenzial realisiert wird.

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